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Wenig Emotionen
Eine der vielen von Reinhard Keiser (1674 - 1739) komponierten Opern ist
die unvollständige Überlieferung von "Die bis in und nach dem Tod unerhörte
Treue des Orpheus". Anhand des erhaltenen Librettos konnte Thomas Ihlenfeld,
der Leiter der Capella Orlandi Bremen, das Stück rekonstruieren. Nur die
Musik der Rezitative bleibt verloren, daher wird sie bei den Aufführungen
im kleinen Saal des Konzerthauses Berlin gesprochen, was sich aber nicht
zum Nachteil des Stückes erweist.
Verschiedene Schülergruppen Berlins waren an der Produktion hauptsächlich
im Vorfeld beteiligt. Sie wirkten bei der künstlerischen und organisatorischen
Vorbereitung mit, stehen aber auch teilweise als Statisten auf der Bühne.
Die war schlicht in Rot, später in Grün gehalten - ein einfacher Raum
ohne überflüssigen Schnickschnack (Bühne: Piero Vinciguerra), auf dem
Christoph von Bernuth allerdings wenig Emotionen entwickelt.
Die Capella Orlandi Bremen, 1990 gegründet, hat sich auf die Wiederentdeckung
der norddeutsch - hanseatischen Musik spezialisiert, von Keisers Werken
gibt es bereits Ersteinspielungen; sie sind also bestens geeignet, dieses
Stück unter der Leitung von Thomas Ihlenfeld zur Aufführung zu bringen.
Die barocke Musik erklingt mit technischer Perfektion, allerdings ohne
letztes Faszinosum.
Julian Podger als Orpheus und Natali Buck als Euridike, Christine Maria
Rembeck als Autonoe, Susanne Ellen Kirchesch als Thya und Matthias Jahrmärker
als Aristeus sind eindrucksvolle Interpreten, intonieren gekonnt, ohne
extreme Seelenkräfte zu vermitteln.
Die Zuschauer sind zufrieden, schade nur, dass in solchen Aufführungen
ständig Fotos fürs Familienalbum gemacht werden müssen. Dadurch bekommt
so ein Abend leider doch den Charakter einer Schulaufführung. (kst) |
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