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Verdi-Show
Thomas Hengelbrock lässt mit dem Balthasar-Neumann-Orchester auf zeitgenössischen Instrumenten - Klarinetten, Fagotte, Posaunen, Hörner, Harfe - einen Verdi-Klang hören, der die Intentionen des großen Komponisten intensiv vermittelt: Wärme des Klangs, Intensität der Töne, Abstimmung der Instrumente – das gelingt mit innovativer Orchester-Arbeit. Und ist weit weg von akademischem Experiment, sondern steht voll und ganz im Dienst einer ungemein diffizilen Musik – mit verstecktem Humor, mit fröhlichem Spott, mit hörbarer Ironie – aber auch mit sprühender Lebenslust. Der Falstaff wird als Philosophie des tragischen Lachens (tutto el mondo e burla) zum musikalischen Erlebnis!
Ambrogio Maestri ist ein Erzkomödiant, lässt mit seinem schier unerschöpflichen Bass-Bariton sowohl die triumphierenden Seiten als auch die verstörten Irritationen des Lebenskünstlers Falstaff hinreißend hörbar werden – eine fulminant-agile Stimme mit faszinierender Klangfülle! Veronique Gens agiert als zickige Alice, verleiht ihr blühende Stimme und beeindruckt mit emotional-adäquater stimmlicher Ausstrahlung. Jana Henschel ist die quirlige Mrs. Quickly als Schwester im Geiste des Falstaff – stimmlich hoch-präsent, mit viel Raum für exaltierte Höhen und profunde Tiefen. Michael Volle – ein fulminanter Ford; Raul Hernandez - ein emotionaler Fenton in bester Spinto-Manier; Maria Bengtsson – eine Nannetta mit lyrischer Kompetenz. Dazu ein Sänger-Ensemble, ausgefeilt in rollenspezifischer Artikulation - ein überwältigendes Hör-Erlebnis!
Philippe Arlauds Regie und Bühne dagegen reduzieren das komplexe Werk auf eine dekorative Verdi-Show. Das Handeln auf der Spielfläche mit einem Rundhorizont mit auf- und zuklappenden Fenstern, Luken und Türen ist immer eine Spur zu „platt“. Das Ganze wirkt wie ein Wein, bei dem es nur um Farbe und Alkohol geht, aber nicht um Geschmack und Wirkung.
Im Festspielhaus Baden-Baden versammelt sich ein Publikum mit faszinierender Bandbreite - hier die Kenner mit der Partitur unter dem Arm - da die Event-Sucher, die für ihre 200 Euro Spektakuläres erwarten. Am Ende sind alle vereint im enthusiastischen Applaus für das Gehörte, Gesehene – und Erlebte! ( frs)
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