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Gastspiel bei Almaviva
Die Verzauberung der "Zauberflöte" beginnt schon bei den Intendanten,
garantieren doch wenige Werke ein wochenlang ausverkauftes Haus. Die Regensburger
"Zauberflöte" von Didier von Orlowsky wird zweifelsohne Intendant und
Zuschauer zufrieden stellen, ohne vollkommen konventionelle Wege zu gehen.
Ein heruntergekommener, südländisch klassizistischer Prunkraum mit schmutzigen
Wänden und durchbrochener Decke (Bühne: Andreas Wilkens) lässt zunächst
an eine andere Mozart-Oper denken, "Le nozze di Figaro". In dieser Halle
spielt sich alles ab, vom Kampf mit der putzigen Schlange bis zum Schlusshymnus
auf das glückliche Paar, der die Anfangskonstellation wiederherstellt,
neu ist Pamina an der Seite Taminos. Der mürrische Sarastro im schwarzen
Anzug mit rotem Künstlerschal scheint hier Hausherr zu sein, denn im Unterschied
zur Königin der Nacht schreitet er resolut die Abmessungen ab. Fast hält
man Sarastro in einer Umgebung, die sein Abdanken andeutet, für den gealterten
Grafen Almaviva des zitierten "Figaro".
Der Königin gewinnt die Regie kaum ein klares Profil ab, weder als Allegorie
noch als real rächende Mutter, ihre drei quietschfidelen, fulminanten
Damen in engen Glitzerkleidern stehlen ihr hoffnungslos die Schau (Die
Rheintöchter in Münchens "Ring" lassen grüßen!). Ebenso ist der bis auf
eine Feder am Hut gerupfte Papageno wieder einmal die schillerndere Gestalt
neben dem steifen, etwas blässlichen Prinzen. Papageno flogen die Herzen
des Publikums zu. Anders als viele seiner asiatischen Kollegen verkörpert
Jin-Ho Yoo nicht den Typ mit perfekt unnahbarer Schale ohne Wiedererkennungseffekt.
Seine sympathische Persönlichkeit wirft er mit Verve und Bravour in die
Wagschale eines munteren, lustigen und sängerisch ebenso vielseitigen
Papageno-Portraits. Brent L. Damkier als Tamino war zu wenig Aristokrat
oder Schwärmer um daneben zu bestehen. Beim Betrachten des Bildnis' Paminas
noch etwas eng und nervös, sang er sich zusehends frei.
Vollkommen unbefangen wirkte Katharina E. Leitgeb. Pamina in einer hochdramatischen
und vibratoreichen Deutung ist ungewöhnlich und teilweise befremdlich,
doch wischte Leitgeb mit ihrem selbstsicheren Einsatz solche Bedenken
fort. Schwer tat sich Mi-Soon Jang als Königin der Nacht. Ihr glöckchenreiner
Sopran blieb zu unbeweglich und wenig emphatisch für die Rächerin. Jóhann
Smári Saevarsson bereichert seinen Bass zusehends um sonore Klänge, doch
fehlt es ihm noch an substantieller Tiefe für die Greisenerscheinung Sarastros.
Überraschendes kam aus dem Graben. Das Orchester ließ lange kein so differenziertes
und genaues Spiel mehr hören. Die Partitur klang wohl studiert und Guido
Johannes Rumstadt frei genug, zwischen Bühne und Graben problemlos zu
vermitteln.
Begeisterter Applaus für einen neuen Regensburger Dauerbrenner. (tv) |
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