Gefühls-Eruptionen
Elena Neberas ungemein wandlungsfähig-ausdrucksstarke Stimme vermittelt Schönbergs Schmerzens-Monolog mit den gnadenlos atonalen Herausforderungen in höchster technischer Perfektion. Fehlende Harmonien, Rhythmen und Melodien werden von ihr als stimmliches Furioso verletzter Leidenschaften, getäuschter Hoffnungen, geheimnisvoller Liebe gestaltet. Schade, dass bei aller stimmlicher Präsenz der expressionistische Text unverständlich bleibt -- und dass ihre Darstellungskunst sich im Zelebrieren klischeehafter Gesten erschöpft.
Eike Gramss verweist in seiner Regie auf den Kanon der Verzweiflungs-Attitüden à la Salome, verweigert sich intensiveren Ausdrucksformen und vergibt damit die Chance der Imagination authentischer Emotionen.
Die schwarze Bühne – mit Gassen und phantasmagorisierenden Licht-Effekten von Manfred Voss – in ihrer assoziationsstiftenden Dunkelheit bietet allerdings genügend Deutungsansätze. Gottfried Pilz inszeniert so mit permanent behutsamen, auch gegenläufigen Bühnendrehungen einen in sich und um sich empfundenen unendlichen Kreislauf der Gefühle.
Niklos Tsouchlos gelingt mit dem Prager Radio Symphonie Orchester ein höchst differenzierter expressiver Klang – in den Höhepunkten als Ausdruck emotionaler Endgültigkeit - weitab von jeder akademischen Partitur-Hörigkeit!
Für das Athener Megaron-Publikum geht es wohl eher um das gesellschaftliche Ereignis – leidenschaftliche Anteilnahme ist nicht spürbar. (frs)
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