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Meditativ
Aischylos produzierte mit den "Persern" das erste erhaltene Drama der
Weltgeschichte, zugleich ein Zeitstück über den historischen Bruch um
500 v. Chr. - der hypertrophe Xerxes vermag die Weltmacht Persien des
weisen Darlios nicht gegen die demokratischen Athener zu halten. Klaus
Lang wählt ca. 100 Zeilen aus dem Werk und komponiert dazu eine Musik,
die "für sich steht, als ein Gegenstand ohne Zweck".
Langs Musik für großes Orchester vermittelt über neunzig Minuten intensive
pianissimo-Klänge, die Prinzipien der Minimal-Musik hörbar werden lasen
und in Chorpassagen an Gregorianik und Spirituals erinnern. Die Texte
werden von verschiedenen Stimmen gesungen, vom höchsten Sopran (Xerxes)
bis zum tiefsten Bass (dem Geist Darlios). Eine Verständlichkeit ist offenbar
nicht intendiert, der dramatische Zusammenhang von meditativem Wohlklang
und brutaler historischer Situation bleibt außen vor.
Allein die regalförmige Bühnenkonstruktion von Pia Janssen mit Räumen
für die warnende Atossa, den Geist des Darlios, Xerxes und dem Chor der
reflektierenden Greise sowie für ein hilflos agierendes Mädchen und einen
selbstbewusst chargierenden Cowboy ergeben Ansätze für eine Deutung des
Geschehens das Fragmentarische betonend.
Paul Esterhazy - der knapp und kompetent in das Werk einführt - setzt
mit dem Lichtdesign von Eduard Joebges Handlungsakzente der dramatis personae,
hat aber mit seinen Bemühungen keine Chance gegen die weichspülenden Fluten
der Langschen Meditation. Allein im karikierenden Cowboy-Auftritt verlässt
Lang das pianissimo, findet zu drängender Aussage, findet den anklagenden
aplomb.
Jeremy Hulin perfektioniert mit dem phantastisch klangstabilen Sinfonieorchester
Aachen den vorgegebenen Klang. Ebenso wie der bewundernswerte Herrenchor
im sostenuto-Grummeln Höchstleistungen an kollektiver Klangdisziplin präsentiert
und die Gesangssolisten ihre Möglichkeiten darstellen: Sibylle Fischer
als warnende Atossa, Gundula Peyerl als klangreiner Xerxes, Claudius Muth
mit schwarzem Bass als Darlios-Geist und Andreas Joost als atemlos berichtender
Bote.
Im Aachener Theater ist ein informiertes Publikum hörbar atemlos beteiligt,
bleibt am Schluss aber ratlos zurück: autonome Musik und epochale Kriegsangst
- wie geht das zusammen? (frs) |
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