Fundus    Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

 DVD-Besprechung

Nederlands Dans Theater celebrates Jirí Kylián

29.4.2015

 

 

Points of Honor                      

Musik

Tanz

Choreografie

Bühne

Publikum

Kamera

Ton

Chat-Faktor


Cover

 

 

zurück       Leserbrief

Drei Sorten Tanz

Das Nederlands Dans Theater wird immer noch in einem Atemzug mit ihm genannt: Jirí Kylián. Mit dem NDT schuf Kylián den Großteil seiner Bühnenwerke. Bis 2009 blieb er der Kompanie verbunden, die künstlerische Leitung liegt inzwischen in den Händen von Paul Lightfoot und Janine Dijkmeijer. Seine Stücke sind natürlich weiterhin im Repertoire der Kompanie und werden hier aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Zukunft eine besondere Stellung innehaben.

Für alle, die nicht live eine Vorstellung seiner Stücke besuchen können, sind Aufzeichnungen auf DVD eine willkommene Alternative. Bei Arthaus ist die DVD Nederlands Dans Theater celebrates Jirí Kylián erschienen. Hier sind direkt drei Stücke des Choreographen auf einer DVD vereint. Jedes wird von einem anderen Ensemble getanzt.

Bella Figura ist das erste Stück auf der DVD und wird vom NDT I interpretiert. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1998, was man ihr jedoch nicht ansieht. Zu Barockmusik findet ein Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit statt, angesiedelt zwischen Geburt und Tod. Durch den Einsatz schwarzer Vorhänge werden Bildausschnitte der Bühne bestimmt. Die Tänzerinnen und Tänzer sind teilweise mit nacktem Oberkörper auf der Bühne, was sie verletzlich und weich erscheinen lässt. Bella Figura bezieht sich auf die gute Figur, die die Tänzer in ihrem Beruf jederzeit ausüben sollen. Gleichzeitig seien Tänzer jedoch sehr verletzlich und würden die Schönheit, die sie inkorporieren, kaum wahrnehmen. So gibt es der Choreograph im anschließenden Interview zu Protokoll.

Das zweite Stück Birth-Day wurde 2004 mit dem damals noch bestehenden NDT III aufgezeichnet. In einer an Slapstick-Komödie anlehnenden Szenenfolge sitzen die Tänzer in Barockkostümen um einen Tisch und halten eine tänzerische Konversation. Ab und an verlässt ein Protagonist die Szenerie und entführt den Zuschauer in barocke Gemächer mit humorvollen Episoden. Schwertkampf, Liebeskampf, Küchenschlacht, in allen Episoden steckt ein Spiel mit der Zeit, das  Kylián im Hinblick auf den mit jedem Geburtstag näher heranrückenden Tod inszeniert hat.

In Sleepless von 2005 ist das NDT II zu erleben. Dieses Ensemble ist speziell für junge Tänzerinnen und Tänzer von Kylián ins Leben gerufen worden. Und so kommt in diesem Stück eine ernste Seite des Choreographen zum Zuge. Die sechs Tänzer tauchen durch eine diagonal aufgestellte weiße Wand hindurch. Sie verschwinden hinter ihr oder kommen mit einem Gliedmaß teilweise wieder zum Vorschein. Dieses Spiel mit optischen Täuschungen wird begleitet von einer Geräuschkulisse von Dirk Haubrich. Dieser verfremdet das Adagio aus Mozarts Quintett für Glasharmonika zu sphärischen Klängen.

Die Auswahl dieser drei Stücke bietet einen guten Einblick in das Werk des Choreographen. Besonders interessant sind hierbei die Interviews, die im Anschluss jeder Choreographie Aufschluss über das Gesehene bieten. Gleichzeitig wird mit den drei unterschiedlichen Ensembles eine große Bandbreite an künstlerischem Darstellungsvermögen geboten.

Jasmina Schebesta

 

Fotos: Arthaus