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Kulinarisches Lokalkolorit
Ausgestreckt am Fuße der Zugspitze, Deutschlands höchstem Gebirgsmassiv, eingebettet in eine schroffe Berglandschaft, durchsetzt mit engen Schluchten und reißenden Bächen, durchzogen mit dichten Waldlandschaften, liegt das Werdenfelser Land im Süden Bayerns. Eine solche Umgebung lässt die Phantasie erblühen und schafft den Raum für Geschichten um Geister, Elfen, Nymphen und Hexen, die ihr Unwesen treiben, aber auch gute Dienste verrichten. Garmisch-Partenkirchen liegt mitten im Werdenfelser Land und ist auch der Geburtsort von Andreas Bräu, der diese überlieferten Legenden und Sagen aus verschiedenen vorliegenden Quellen übernommen und sprachlich aufbereitet hat. Insbesondere wurde auch auf die bayerische Sprachfärbung in Zusammenarbeit mit einem Sprachcoach in den Zitaten und geschriebenen Dialogen ein Augenmerk gelegt. Unter dem Titel Kulinarische Geschichten aus dem Werdenfelser Land wurden 15 solcher Kurzgeschichten im Sutton Verlag auf 120 Seiten veröffentlicht.
Andreas Bräu arbeitet als freischaffender Autor, Schauspieler und Moderator. Bewusst hat er eine Auswahl von Erzählungen getroffen, in denen Speis und Trank, mehr noch der Genuss, die Gemütlichkeit – ab und an in lasterhafter Übertriebenheit – im Mittelpunkt stehen. Dass der Bayer durch einen gesunden Nationalstolz und große Heimatverbundenheit geprägt ist, ist ja bekannt. So zeigen auch diese Geschichten die Liebe, den Stolz zur Heimat, verbunden mit dem Zuspruch zu Schnaps und Bier sowie süßen und deftigen Leckereien.
Auch ein bedeutender Garmischer Bürger, wenn auch „Zugroaster“, findet sich in einer der Geschichten. Es handelt sich um niemand geringeren als Richard Strauss. Inwieweit die erzählte Mär über die Geburt der Daphnenudel Wahrheitsgehalt besitzt, sei dahingestellt. Bekannt ist, dass der weltberühmte Komponist gern gut gegessen und getrunken und in seiner Wahlheimat ein biederes Leben geführt hat. Als solcher Feinschmecker und Koch soll er Hobbykoch Rudl mehrmals als Geist begegnet sein und gemeinsam mit ihm verschiedene Spezialitäten in der Küche kreiert haben. Nur die Dampfnudel bekam er nicht hin. Erst in Begleitung der Musik aus seiner Oper Daphne wollte diese so richtig gelingen.
Die Frage nach dem Quäntchen Wahrheit trifft für die meisten Geschichten in diesem Buch zu. So bleibt es eine unterhaltsame Sammlung von Kurzgeschichten aus, über und in der Region, wie wir sie auch aus anderen Berggegenden kennen und immer wieder gerne lesen oder auch weitererzählen. Für Liebhaber und Bewohner des Werdenfelser Landes ist es eine kurzweilige Lektüre, hübsch aufgemacht im gebundenen Hardcover und ansprechend von Gerhard Elster illustriert, und hilft auch, die Kenntnis der bayerischen Mundart aufzufrischen. Diese ist aber keine Voraussetzung, um den Geschichten zu folgen.
Helmut Pitsch, 31.7.2014
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