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BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Nike Wagner

Nike Wagner, geboren 1945 in Überlingen am Bodensee, studierte in München, Berlin und Illinois Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft. Die Publizistin und Dramaturgin zeigt sich immer gern streitbar, wenn sie sich für die Kultur einsetzen kann. Von 2004 bis 2013 war sie Intendantin des Kunstfestes Weimar Pèlerinages. Seit Januar dieses Jahres folgt sie Ilona Schmiel in der Intendanz des Beethovenfestes nach.


 

Backstage-Archiv

Das Backstage-Archiv ist alphabetisch nach den Nachnamen der Gesprächspartner geordnet.

 

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„Bonn ist nicht Bayreuth.“

In diesen Tagen wird das Programm für das Beethovenfest vorgestellt, das im kommenden September stattfindet. Seit Januar dieses Jahres hat das Festival eine neue Intendanz: Nike Wagner, die bislang das Kunstfest Weimar Pèlerinages leitete, wird neue Impulse setzen. Damit rückt eine oft gestellte Frage wieder in den Vordergrund: Wird es in Zukunft mehr Oper beim Beethovenfest geben?

Opernnetz In der Vergangenheit war die Kooperation der Oper Bonn mit den Beethoven-Festspielen eher marginal. Das ist von vielen Opernfreunden bedauert worden. Wollen Sie das ändern?

Nike Wagner Das Opernschaffen Beethovens hält sich in Grenzen, wie wir wissen – deshalb ist die Oper weiterhin nicht zentrales Anliegen des Beethovenfestes. Oper ist stets auch kostentreibend, das müssen diejenigen, die von der Investitionsbereitschaft der Privatwirtschaft abhängen, bedenken. Dennoch wollen wir Musiktheater künftig stärker in unser Programm einbinden: programmatisch und zielgerichtet. Unser Traum ist es, zur alljährlichen Fidelio-Premiere der Oper Bonn die Neuinszenierung einer politischen Oper beziehungsweise einer Befreiungsoper" hinzuzugeben; zeitlich eng verbunden, am besten auf ein Doppelticket – so dass die politische Dimension des Beethovenschen Werkes wieder neu erfahrbar wird. Bei dieser Dreingabe kann es sich um ein älteres Werk handeln, um ein modernes oder auch um ein zeitgenössisches. Wir bemühen uns sehr, diese Pläne materiell, finanziell und organisatorisch zu realisieren.

Opernnetz Wie werden sich Engagement und Interesse Beethovens für die Kunstgattung Oper überhaupt in ihrem Konzept für die Festspiele in den nächsten Jahren widerspiegeln?

Wagner Weiterhin wird ein Motto die Veranstaltungen der  Beethovenfeste strukturieren. Sollten sich dabei wichtige Opernwerke aufdrängen, werden wir uns mit dem Generalintendanten der Theater Bonn verständigen. Vorerst aber bleibt es beim Fidelio-Polit-Projekt. 

Opernnetz Könnten sie sich für die Idee gewinnen lassen, Opern aus der Zeit Beethovens in Bonn aufzuführen, die ihn besonders beeinflusst haben, etwa von Simon Mayr?

Wagner Im Prinzip sehr gerne  – plane ich doch ohnehin, das Vorfeld und  Umfeld des Beethovenschen Schaffens stärker in den Vordergrund zu rücken. Es gibt da jedoch einige Probleme: die Oper ist ganz wesentlich ja nicht nur musikalische, sondern auch szenische Interpretation. Den Versuch, originalen Klang zurückzugewinnen, gibt es seit langer Zeit – doch niemand denkt daran, die Inszenierungsmodi des 18., 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auszugraben. Wie die verschollenen oder unbekannten Opern jener fernen Zeiten szenisch aussehen sollen, ist Sache des Regietheaters  heute – und es gibt da durchaus hin und wieder  Glücksfälle. Sollen aber wenig gespielte oder vergessene Werke mit Beethoven–Bezug im Konzertsaal gespielt werden, gibt es wieder andere Probleme: Wer spielt sie? Es ist viel einfacher, mit allen Violinsonaten oder Sinfonien oder Konzerten von Beethoven auf Tournee zu gehen, als Unbekanntes zu erarbeiten… die Musikindustrie lebt lieber vom Bekannten. Bonn ist aber nicht Bayreuth, es sollten sich da Chancen auftun!

Die Fragen stellte Ralf Siepmann am 31.3.2014.

 


Zehn Jahre lang leitete Nike Wagner
das Kunstfest Weimar, dem sie den
Namen Pèlerinages gab. Hier das
Kunstprojekt Via Crucis.


Seit jeher ist Orange die lebensfrohe
Wiedererkennungsfarbe des
Beethovenfestes. Daran wird sich auch
bei Nike Wagner nichts ändern.


Einer der Erfolgsfaktoren des
Beethovenfestes: Das Festival wird in
die Stadt hineingetragen. Konzerte auf
öffentlichen Plätzen gehören ebenso
dazu wie Public Viewing.