Opernnetz Der zweite Jubilar von 2013 ist Giuseppe Verdi. Nächstes Jahr treten Sie unter anderem in Köln als Jago auf. Beschreiben Sie bitte, welche Vorzüge und Schwierigkeiten Wagner und Verdi für Ihre Stimme bereithalten.

Youn Das Wagner-Repertoire ist für mich viel komplizierter als das von Verdi. Das liegt vor allem an Wagners selbst geschriebenem Text, indem er auch seine Philosophie und seine Gedanken hinterlassen hat, aber vor allem viele, viele Konsonanten… Aber ich singe das Repertoire von Wagner – auch von Strauss – immer so gerne, weil Wagner so eine schöne Belcanto-Linie komponiert hat. Zum Ausgleich brauche ich immer auch die Abwechslung mit Verdi. Nicht nur deshalb freue ich mich sehr auf den Jago in Köln. Auch für anderes romantisches Repertoire wie La Damnation de Faust und Samson et Dalila werde ich zum Glück angefragt, so dass ich immer wieder andere Charaktere und Rollen darstellen kann.

Opernnetz Beide Komponisten gelten als die Stimme sehr beanspruchend. Gönnen Sie sich immer eine feste Anzahl an Tagen zwischen diesen Partien, oder lässt das Ihr Kalender gar nicht zu? Was machen Sie noch, um sich und Ihre Stimme zu entspannen?

Youn Meiner Meinung nach darf man nicht zulange Pause machen, im Sinne von nicht zu singen. Wenn ich nicht auftrete, übe ich zum Beispiel mit Mozart, den ich ich ja auf der Bühne nicht singe. Aber Mozart ist für mich eine gute Kontrolle und eine schöne Übung. Wenn ich zuhause bei meiner Familie bin, nehme ich mich deutlich zurück. Zuhause übe ich kaum und höre auch keine klassische Musik. Mit meinen Kindern höre ich vor allem koreanische Volksmusik oder populäre Popmusik. So entspanne ich mich als Familienmitglied.

Die Fragen stellte Christoph Broermann am 22.9.2013.