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BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Jochen Schönleber

Jochen Schönleber wurde am 3. Juni 1959 in Tübingen geboren. Er absolvierte ein geisteswissenschaftliches Studium in Tübingen und ein Stipendium in Neapel. Er arbeitete schon früh mit dem Medium Film. Von 1987 bis 1993 war er verantwortlich für den internationalen Konzertring und für Kammeroperproduktionen in Sindelfingen. Zusätzlich hatte er die Position des künstlerischen Leiters des Theaterkellers inne. Seitdem ist er als Regisseur im Bereich Sprech- und Musiktheater aktiv.

Seit 1991 ist Schönleber künstlerischer Leiter und seit vielen Jahren auch Intendant von Rossini in Wildbad. Seit 2004 ist er auch Direktor der Akademie BelCanto.

 


 

Backstage-Archiv

Das Backstage-Archiv ist alphabetisch nach den Nachnamen der Gesprächspartner geordnet.

 

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„Die meisten wollen wiederkommen“

1856 nahm Gioachino Rossini Bäder, wie es damals so schön hieß, in Bad Wildbad im Nordschwarzwald. Erquickt reiste der von ganz Europa bewunderte Opernkomponist weiter durch deutsche Lande. Im Leben des Belcanto-Genies und Liebhabers der italienischen und französischen Küche waren die Wochen in dem beschaulichen Heilbad an der Enz sicher kaum mehr als eine Episode. Für das gerade einmal 11.000 Einwohner zählende Städtchen hingegen wirkt sie bis heute fort: im jährlichen Festival Rossini in Wildbad. Gerade ist die 26. Ausgabe der Nischenveranstaltung mit regelmäßig erbrachten Spitzenleistungen im Belcanto-Fach zu Ende gegangen. Seit 23 Jahren ist Jochen Schönleber das Herz des Festivals, als künstlerischer Leiter, Inspirator und unermüdlicher Sucher nach Sängern, Musikern und Sponsoren. Ihm und seinem Engagement verdankt Wildbad ganz wesentlich den Aufstieg seines Festivals aus kleinsten Anfängen zu einer weltweit beachteten Marke, die neben dem Rossini-Festival in Pesaro und Knoxville einzigartig auf der Welt ist.

Opernnetz Allein vier Opernproduktionen, davon zwei szenische, eine hohe Qualität der Sänger, der Virtuosi Brunenses und des Camerata Bach Chors Poznań, dazu der Zuwachs bei den Spielstätten durch die Wiedereröffnung des Königlichen Kurtheaters – steht das Festival jetzt, im 26. Jahr seines Bestehens auf der von Ihnen immer erhofften Basis, auch wirtschaftlich?

Jochen Schönleber Mit Qualität allein macht man keine Kasse, und unser Anteil an Eigeneinnahmen ist eh schon riesig. Wir sind immer noch die Kirchenmäuse unter den internationalen Musikfestivals.

Opernnetz Der Gesamtetat dürfte bei gerade 500.000 Euro liegen – nicht einmal annähernd die Kosten, die die großen Festspiele für Kommunikation und Werbung ausgeben dürften. Wie schaffen Sie es gleichwohl, schon arrivierte Jungstars vom Schlage Laura Polverellis oder Stars von morgen wie etwa Margarita Gritskova nach Wildbad zu locken? Gibt es da ein Geheimnis?

Schönleber Die richtigen Projekte und eine schöne CD – das wirkt Wunder. Sonst bekommt man keine Polverelli zu unseren Cachets, die mir richtig wehtun. Ich möchte gerne, dass meine Sänger von ihrer Arbeit anständig leben können. Das Schöne ist: Die meisten wollen trotz geringer Honorare wiederkommen.

Opernnetz Seit nun schon zehn Jahren unterstützt die dem Festival angeschlossene Akademie BelCanto Sie beim „Casting“ für die Produktionen von Rossini in Wildbad. Joyce DiDonato, Jessica Pratt, Pavol Breslik, Michael Spyres sind exemplarisch für große Belcanto-Karrieren. Sie sind in Wildbad aufgetreten und haben durch die Arbeit mit der Akademie wesentliche Schubkraft erhalten. Wer profitiert, um es einmal ökonomisch zu formulieren, eigentlich von diesem „Investment“? Auch der Etat des Festivals?

Schönleber In der Akademie BelCanto war Joyce DiDonato nur Dozentin. Sie hatte bei uns ihr CD-Debüt mit einer unvergessenen, heute noch vorbildlichen Cenerentola . Aber die jungen Sänger der Bayerischen Theaterakademie haben damals bei diesem Kurs enorm von ihrer Kunst profitiert. Und natürlich hat das Festival etwas davon, so junge Talente zu geringen Honoraren in die Besetzungen einbauen zu können. Die Sänger profitieren, weil sie viel lernen und weil ein Debüt in Wildbad heute etwas wert ist.

Die Fragen stellte Ralf Siepmann am 29.7.2014.

 


Jochen Schönleber entwickelte das
Rossini-Festival in Wildbad zu einer
weltweit beachteten Veranstaltung.


Das Festival bietet dem Belcanto-
Nachwuchs gute Möglichkeiten, sich
einem größeren Publikum zu zeigen.


"Mit Qualität allein macht man keine
Kasse", sagt Schönleber. Aber sie hilft,
dass das Festival geschätzt wird.


Zahlreiche, auch unbekanntere Opern
Rossinis haben ihren Weg auf die
Bühnen Wildbads gefunden.

Fotos: Elias Glatzle