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BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Ulf Schirmer

Intendant und Generalmusikdirektor, Studium bei György Ligeti, Christoph von Dohnányi und Horst Stein. Assistent von Lorin Maazel und Hausdirigent an der Wiener Staatsoper. 1988 bis 1991 Generalmusikdirektor in Wiesbaden und Künstlerischer Direktor für die Symphoniekonzerte am Hessischen Staatstheater. Ab 1991 Resident-Dirigent an der Staatsoper Wien. Von 1995 bis 1998 Chefdirigent beim Dänischen Radio-Sinfonie-Orchester in Kopenhagen. 2000 Berufung zum Professor für musikalische Analyse und Musikdramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 2006 Künstlerischer Leiter des Münchner Rundfunkorchesters. Konzerttätigkeit unter anderem mit den Wiener und den Berliner Philharmonikern, den Wiener und den Bamberger Symphonikern, der Staatskapelle Dresden und dem Orchestre de la Suisse Romande. Einladungen an das Gewandhaus Leipzig. Zahlreiche Engagements bei den Bregenzer und den Salzburger Festspielen, an der Staatsoper Wien, der Grazer Oper, der Deutschen Oper Berlin, der Pariser Opéra Bastille, der Mailänder Scala, in Tokio, Genf und Israel. Generalmusikdirektor der Oper Leipzig seit 2009, seit der Spielzeit 2011/12 Intendant und weiterhin Generalmusikdirektor.


 

Backstage-Archiv

Das Backstage-Archiv ist alphabetisch nach den Nachnamen der Gesprächspartner geordnet.

 

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Die Stimme als Instrument im Orchester

Ulf Schirmer ist Intendant und Generalmusikdirektor an der Oper Leipzig. Seit seinem Amtsantritt ist die Auslastung des Opernhauses deutlich angestiegen. Im Wagnerjahr 2013 wurde an der Oper Leipzig mit der szenischen Neuproduktion des Ring des Nibelungen begonnen. Nach dem großen Erfolg des Rheingoldes im Mai dieses Jahres steht nun Die Walküre auf dem Plan.

Opernnetz Sie sind Intendant und Generalmusikdirektor in Personalunion an der Oper Leipzig. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Verwaltungszwängen und Ihren künstlerischen Vorstellungen?

Ulf Schirmer Ich würde es weniger als einen Spagat ansehen als vielmehr als eine wechselseitige Ergänzung. Nur wer in der Kunst steht, kennt auch die Anforderungen, derer es bedarf, um seriös Kunst machen zu können. Und nur wer die Zahlen kennt, versteht es auch, sinnvoll mit den Ressourcen umzugehen. Als Dirigent bin ich innerhalb einer Spielzeit über 20 Abende direkt mit der Kunst in Berührung. Das verstehe ich aber weniger als Arbeit. Es sind ähnlich wie die Arbeitsproben mit unserem Ensemble diejenigen Momente, wo ich zugleich Kraft tanke für meine Arbeit als Intendant. Umgekehrt bin ich jemand, der gerne mit Zahlen hantiert. Da bin ich ganz der Bremer Kaufmannssohn. Aber natürlich muss man heutzutage um jeden Euro kämpfen.

Opernnetz Sie betonen stets, dass die Oper für Sie auch einen Bildungsauftrag hat. Wie definieren Sie diesen Auftrag und inwieweit trägt die Neuinszenierung der Walküre zu dessen Umsetzung bei?

Schirmer Für mich gehört der Ring des Nibelungen nicht nur nach Leipzig, sondern an jedes Opernhaus unserer Größenordnung. Mit dem Ring verbinde ich einerseits einen Bildungsauftrag nach innen. Er bindet alle Kapazitäten, die ein Opernhaus hat. Alle Abteilungen sind gefordert, Höchstleistungen zu bringen und an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Und das machen sie sogar gerne! Andererseits ist der Ring für mich ein Zentralwerk des Opernrepertoires des 19. Jahrhunderts. Deshalb habe ich mich dafür eingesetzt, dass wir auch parallel einen Ring für Kinder an der Musikalischen Komödie herausbringen, gewissermaßen als Einstiegshilfe.

Opernnetz An der Oper Leipzig debütieren in der Walküre alle Hauptdarsteller bis auf Eva Johansson als Brünnhilde in ihren Partien. Inwiefern stellt dieser Umstand eine besondere Herausforderung für Sie dar in der musikalischen Erarbeitung dieses Stückes?

Schirmer Bei der Erarbeitung der Walküre fühlte ich mich wie ein Lehrer. Ich habe mich mit diesem Stück, angefangen von meiner Zeit an der Wiener Staatsoper, nun schon über dreißig Jahre intensiv beschäftigt und alle Traditionen studiert, die ich jetzt an die Sänger und an das Orchester, das übrigens auch den Ring nicht in seinem aktiven Repertoire führt, weitergeben kann. Bei den Sängern arbeite ich vor allem an der Stilistik, der Deklamation des Textes. Anders als zum Beispiel in der italienischen Oper darf das Orchester den Sänger nie einfach nur begleiten, sondern die Stimme muss sich einfügen in den Klangstrom des Orchesters. Sie ist ein Instrument von vielen, wenn man so will. Nur so entfaltet sich auch die Sogwirkung von Wagners Musik.

Die Fragen stellte Andreas Hölscher am 4.12.2013.

 


Am 7. Dezember hat die Walküre im
Rahmen der neuen Ring-Inszenierung
in Leipzig Premiere.


Erste Eindrücke von den Proben zur
Walküre versprechen eine
bildgewaltige Inszenierung, die
musikalisch von Ulf Schirmer
geleitet wird.


Nach dem Verständnis von Schirmer
muss sich die Stimme des Sängers
bei Wagner in den Klangstrom des
Orchesters einfügen.


Nach 40 Jahren kehrt die Walküre an
die Oper Leipzig zurück. Für
Inszenierung und Choreografie
sorgt Rosamund Gilmore.

Szenenfotos: Tom Schulze