Archiv     Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

BACKSTAGE

3 FRAGEN-3 ANTWORTEN


Amarilli Nizza


Schon in jungen Jahren gewinnt Amarilli Nizza den Wettbewerb Mattia Battistini und debütiert als Madama Butterfly am Theater Flavio Vespasiano in Rieti. Nach mehrjähriger Praxis in Italien erobert sie ab 2001 die internationalen Bühnen. Ihre Stimme verfügt über einen geschmeidigen und kraftvollen Farbenreichtum, der von einer soliden und strahlenden Technik gestützt ist. Ihre Phrasierung ist äußerst reich, und als Schauspielerin sind ihre Fähigkeiten herausragend. Mit solchen Eigenschaften ist es ihr gelungen, eine der bedeutenden Künstlerinnen ihrer Generation zu werden. Neben ihrer Bühnenarbeit hat Nizza bereits zahlreiche CDs eingesungen. Wenn Nizza nicht gerade durch die Welt tourt, lebt sie in Anguillara Sabazia am Ufer des Braccianersees im Norden von Rom.


 

Backstage-Archiv

Das Backstage-Archiv ist alphabetisch nach den Nachnamen der Gesprächspartner geordnet.

 

zurück       Leserbrief

Wagner muss warten

Die Sopranistin Amarilli Nizza ist in Italien längst ein Star und gilt als absolute Verdi-Expertin. Vor einem Jahr betrat sie als Lady Macbeth die Leipziger Opernbühne - und begeisterte das Publikum. Im kommenden Januar werden die Leipziger sie als Abigaille in Nabucco erleben dürfen.

Opernnetz Nach Ihrem Debüt als Lady Macbeth an der Oper Leipzig werden wir Sie in Ihrer zweiten Produktion mit der Partie der Abigaille in Verdis Nabucco erleben. Was gefällt Ihnen besonders an diesem Opernhaus, und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Anthony Bramall und Regisseur Dietrich W. Hilsdorf?

Amarilli Nizza Es gefällt mir sehr gut, in Deutschland zu singen, und die Oper in Leipzig ist sehr gastfreundlich. Dort wird mit großer Effizienz und Professionalität gearbeitet. Für diesen Nabucco ist eine Vielzahl von Proben vorgesehen. So kann ich mich psychologisch tief in die Rolle der Abigaille einarbeiten, die, sicherlich, eine der Rollen bei Verdi ist, die weniger facettenreich sind. Hilsdorf ist wirklich ein interessanter Mann, voll von Ideen und Enthusiasmus. Täglich entwickelt er mit großer Präzision die Liebesgeflechte, die diese Oper ausmachen. Es bereitet mir großes Vergnügen, die Sinnlichkeit und den Zauber der Abigaille zu entwickeln und herauszuarbeiten, diese große Zerbrechlichkeit einer „falschen“, ungeliebten Tochter wie die Fenena aus Nabucco, gar von Ismaele zurückgewiesen. Eine Frau, voll von Frustration und Groll, die, nachdem sie zitternd Rache geschworen hat, wahnsinnig wird und sich umbringt. Ich bin einfach begeistert von der Sichtweise, die Hilsdorf für die Rolle der Abigaille einnimmt. Sie ist menschlich und wahrhaftig. Die Arbeit mit Bramall folgt eben dieser Innensicht und entspricht musikalisch exakt meiner Interpretation. Wir entwickeln das in aller Harmonie und Gelassenheit. Und das sind genau die Bedingungen, die für das beste Ergebnis sorgen; weil aus der Harmonie immer die besten Projekte entstehen.

Opernnetz Leipzig ist eine historische Musikstadt, in der Größen wie Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Wagner gelebt und gewirkt haben. Können Sie sich die Zeit nehmen, auch etwas von diesem Teil der Stadt kennen zu lernen?

Nizza Im vergangenen Jahr war ich mehr als einen Monat für die Proben zu Macbeth hier, dieses Jahr sind es sogar zwei Monate von der Wiederaufnahme von Macbeth bis zum Probenende von Nabucco. Natürlich habe ich inzwischen schon viele Sehenswürdigkeiten von Leipzig besucht. Ich mag es herumzulaufen, die verschiedenen Orte kennenzulernen, die Kirchen zu besichtigen, die Museen. Ich war hier sogar im Zoo. Nicht weit von meiner Wohnung liegen Thomas- und Nikolaikirche, ich habe das Stasi-Museum gesehen, und ich habe eine Tour mit einem Sightseeing-Bus absolviert. Jetzt bin ich eine richtig professionelle Touristin! Man kann nicht in einer Stadt arbeiten, ohne sie zu kennen. Jetzt gibt es ja auch diesen Weihnachtsmarkt: Wunderbar! Voll von Köstlichkeiten und Handwerkskunst. Leipzig ist eine sehr dynamische Stadt, sie lebt und ist jung, mit einer großen Lust zu wachsen. Eine Stadt, in der sich viel bewegt, eine Stadt, die wachsen will.

Opernnetz Sie gelten als Expertin für das Verdi-Fach. Werden wir Sie auch einmal im Deutschen Fach erleben? Gibt es da Wünsche, eventuell schon konkrete Pläne?

Nizza Letzten Oktober war ich in Macao. Maestro Lu Jia hatte mich eingeladen, um eine Verdi-Wagner-Gala zu veranstalten. Der Maestro bat mich, neben einer Reihe von Verdi-Arien, auch den Liebestod aus Tristan und Isolde zu singen. Das war eine tolle Erfahrung, die mich dazu gebracht hat, mich gedanklich diesem Repertoire anzunähern. Meine Mutter hat ihre gesamte Schulzeit an der Deutschen Schule von Mailand verbracht und hat mir eine große Liebe zur deutschen Kultur vermittelt. Sie hat mir auch bei der Einstudierung der Isolde sehr geholfen. Und jetzt bin ich dabei, mir die Nuancen dieser ganzen Poesie anzueignen. Ich kann mir für die Zukunft durchaus vorstellen, Wagner-Rollen zu interpretieren, aber dazu braucht es viel Studium, eine eingehende Vertiefung und vor allem Platz in meinem Kalender… genau davon gibt es in den nächsten drei Jahren ausgesprochen wenig. Verdi ist immer in meinem Herzen, genauso wie Puccini. Nächstes Jahr, nach dem Nabucco in Leipzig, werde ich am Philharmonischen Theater in Verona in der Rolle der Odabella aus Attila und im Oktober in Hamburg in der Rolle der Lucrezia Contarini in I due foscari debütieren. Im Sommer werde ich in der Arena von Verona die Aida und Abigaille geben, in Dresden im September Lady Macbeth. Im März bin ich in Montecarlo, um Amica, eine Oper von Mascagni im Stile Wagners aufzuführen. Anschließend geht es gleich bis Juli nach Barcelona für Madama Butterfly. Das sind die Rollen, auf die ich mich im Moment konzentrieren muss. Außerdem habe ich eine Verdi-Einspielung in Planung. Im Februar übernächsten Jahres nehme ich an der Jahrhundertfeier der Oper Francesca da Rimini von Zandonai am Theater Turin teil. Dort wird sie zum ersten Mal szenisch aufgeführt. Davon wird es wahrscheinlich eine DVD geben. Außerdem ist 2014 mein Debut als Norma in Pechino vorgesehen. Wagner wird noch ein wenig warten müssen.

Die Fragen stellte Andreas H. Hölscher am 12.12.2012.

 


Suor Angelica, Triest, 2009


Madama Butterfly, Rom, 2010


Il Trovatore, Palermo, 2011


Aida, Verona, 2011


Macbeth, Leipzig, 2012

Fotos: Fidelio Artist