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Gemeinsam mit Edita Gruberová
Der spanische Tenor Celso Albelo feierte an der Wiener Staatsoper einen triumphalen Erfolg in der Titelrolle von Roberto Devereux, eine seiner Lieblingsrollen. Im November dürfen die Berliner ihn gemeinsam mit Edita Gruberová in einer konzertanten Version in der Berliner Philharmonie erleben. Veranstalter ist die Deutsche Oper Berlin. Albelo, der bereits einige Male in Berlin aufgetreten ist, schätzt, wie er sagt, an Deutschland am meisten das Verständnis von Kultur im Allgemeinen und der Musik im Besonderen.
Opernnetz Wie kam es, dass Sie sich entschieden, Opernsänger zu werden, und wie gehen Sie heute mit Ihrer Karriere um?
Celso Albelo Ich sage immer: Die Musik rettete mir das Leben. Als ich sie für mich entdeckte, entschied ich, mich ihr vollkommen zu widmen. Zunächst schien es so, als sei Kunstgeschichte mein Ding, aber meine Leidenschaft für Musik veranlasste mich, einer universitären „Tuna“ beizutreten – das ist eine Gruppe von Studenten, die in Bars, Restaurants und auf Partys spanisches und lateinamerikanisches Repertoire singt, begleitet von Saiteninstrumenten wie einer Gitarre oder einer Bandurria. Das ist eine alte Tradition an spanischen Universitäten. Außerdem sang ich Boleros mit meiner Gitarre in Kneipen. Diese Zeit hatte einen wichtigen Einfluss auf mein Leben. Und ich erinnere mich gern mit künstlerischer Nostalgie daran. Weil ich den Gesang liebte, wurde ich ein Fan der Opernwelt. Ich nahm meine Ersparnisse und reiste nach Italien. Dort studierte ich an der Akademie von Busetto mit Carlo Bergonzi, der für mich wirklich wichtig wurde und mir alles über Gesangstechniken beibrachte. Und da gab es zwei weitere Leute, die in dieser Zeit einen entscheidenden Einfluss hatten: Der eine war Leo Nucci, der mich in einem Konzert gegen Studienabschluss hörte und seinem Agenten empfahl, mit dem ich bis heute zusammenarbeite. Der andere war der großartige Nello Santi, dem ich aus L’Elisir d’Amore vorsang. Er fragte mich, ob es mir möglich wäre, in Zürich zu singen. Ich antwortete ihm, wenn es ihm möglich wäre, mich nach Zürich zu bringen, dann wäre ich fähig, dort zu singen. Das ist jetzt sieben Jahre her … Diese Erfahrungen halfen mir, eine internationale Karriere zu beginnen, die ich liebe und genieße. Gewiss, sie verlangt Opfer, weil du ständig von deiner Familie getrennt lebst. Du musst eine Menge studieren und dich vor Übertreibungen hüten, aber es lohnt sich wirklich. Egal, ich gehe meine Karriere in Ruhe an – sowohl den Erfolg als auch die schwierigsten Rollen – weil ich mir dieses Leben ausgesucht habe, und ich trage die Verantwortung dafür, was es mir bringt. Wenn du das mal ein paar Jahre gemacht hast und zurückschaust, stellst du fest, dass die wichtigsten Dinge im Leben nicht die Oper, sondern diejenigen sind, die ich liebe: Meine Familie, Freunde und vor allem mein Sohn, der vor einigen Monaten zur Welt kam. Er ist der Grund, warum ich hier bin. Ihm ein guter Vater zu sein, ist mein wichtigstes Ziel.
Opernnetz Sie singen meist Oper. Was denken Sie über Lied und Zarzuela?
Albelo Die Oper beansprucht natürlich die meiste Zeit, aber das Lied liebe ich genauso. In meinen Rezitals widme ich immer auch einen Teil dem Lied, das mich und mein Publikum andere Emotionen erleben lässt. Es gibt dann mehr Privatheit im Raum, und ich liebe es, dem Text mehr Bedeutung zu geben und jeden Satz mit Leidenschaft zu fühlen. In meinem Opernrepertoire ist das Publikum auf den Gesang konzentriert. Ist er schwierig, stimmen die hohen Noten, die Legati. Beim Lied kann ich die andere Seite zeigen. Die Gefühle, die zu Gedichten gehören, die Freiheit, den Text so darzubieten, wie ich ihn bei den Sätzen des Komponisten empfinde. Normalerweise konzentriere ich mich dabei auf italienische, spanische und lateinamerikanische Komponisten, weil ich mich ihrer Kultur stärker verbunden fühle und mich besser ausdrücken kann. Zarzuela ist ein Genre, das ich bislang aus Zeitgründen noch nicht richtig entwickeln konnte, aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich an einer Aufführung beteiligt bin. In der letzten Saison sang ich Marina am Theater der Zarzuela in Madrid, und im Dezember werde ich mein Debüt am Palast der Künste Königin Sofia in Valencia mit Luisa Fernanda feiern – neben dem großartigen Plácido Domingo. Ein Projekt, auf das ich mich schon riesig freue!
Opernnetz Erzählen Sie uns bitte, was Sie mit Edita Gruberová verbindet.
Albelo Ich fühle mich wirklich privilegiert, mit Edita Gruberová singen zu dürfen. Sie ist großartig. Ich traf sie kürzlich in Wien, als sie in Roberto Devereux sang, und durfte ihre Belcanto-Linie bewundern. Das Belcanto-Repertoire hat meine Karriere geprägt und lässt mich einfach nur jung fühlen. Ich denke, mit Künstlern singen zu dürfen wie Edita Gruberová, Leo Nucci oder Plácido Domingo, das sind lohnende Erfahrungen für jeden Musiker. Ich persönlich habe sie als berührende Momente in Erinnerung. Ob Edita und ich in Zukunft wieder gemeinsam ein Projekt in Angriff nehmen, steht noch nicht fest. Aber fest steht, dass sie eine wunderbare Künstlerin ist, und ich mich stets sehr geehrt fühle, mit ihr zu singen.
Die Fragen stellte Michael S. Zerban am 31.10.2014.
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