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Fakten zur Aufführung 

LOHENGRIN
(Richard Wagner)
24. Mai 2009 (Premiere)

Theater im Greif Wels
Richard Wagner-Festival Wels


Points of Honor                      

Musik

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Markig-wilhelminisch

Es ist ein Triumph imponierenden Wagner-Gesangs: Christopher Ventris fasziniert mit einem ungemein geschmeidigen Tenor, verleiht dem Lohengrin vor allem lyrische Impression, variiert seinen facettenreichen „Helden“-Tenor bis hin zu hochdramatischen Klängen, kommt mit seiner emotionalisierenden Stimme dem Wagner-Ideal „belcantesken“ Singens beglückend nahe. Petra Maria Schnitzer singt mit hinreißender stimmlicher Geschmeidigkeit eine bezwingend Hilfe suchende Elsa, charakterisiert mit enormer Phrasierungskraft die offenbar ausweglose Situation einer ausgelieferten Frau. Lioba Braun gibt eine aggressive Ortrud, nachhaltig in der stimmlichen Statur mit hartem Timbre, bravourös in den aussagestarken Höhen – allerdings mit einigen unschönen Übersteigerungen. Jukka Rasilainens Telramund beeindruckt durch differenzierte Interpretation, vermag rebellische Kraft und resignierende Entsagung in den unterschiedlichen Lagen klang-korrekt zu vermitteln. Hans Sotin gibt dem König Heinrich souveräne Substanz, verbreitet mit sonorem Timbre die unwiderstehliche Atmosphäre feudaler Selbstsicherheit. Anton Keremidtchiev lässt mit eindringlich-voluminösem Baß-Bariton den Heerrufer zur kommunikativ-regelnden Figur in mythischen Prozessen werden.

Die sinfonisch erprobte Slowakische Philharmonie hat Probleme als Opern-Orchester: da gibt es Unsicherheiten in der Dynamik, da funktionieren die Tempi nicht, und da wirken dramatisierende Fermaten wie störende Unterbrechungen. Ralf Weikert gelingt es nicht, einen suggestiv-spannungsreichen Gesamtklang zu erarbeiten.

Herbert Adlers Regie übernimmt tradierte Mechanismen stereotyper Auftritte, statischer Massenszenen und rampenorientierten Sologesangs. Es kann vermutet werden, dass es ihm im Inszenierungskonzept um die Reanimation „authentischer“ Wagner-Ideen geht.

Dietmar Solt baut eine ebenso traditionsverpflichtete Bühne mit Säulen und Alkoven, lässt den Chor als Ansammlung geklonter Utas von Naumburg und heldischer Mannen auftreten – trotz einer phantasievollen Licht-Erscheinung des Schwans: das Erscheinungsbild einer markig-wilhelminischen Szenerie.

Das außerordentlich sachkundige Publikum im engen, atmosphärisch dichten Theater im Greif goutiert das demonstrativ retrospektive Bühnengeschehen, berauscht sich an dem exzeptionellen Gesang, feiert die nach Wels angereisten Opern-Stars - und diskutiert im nächtlichen Biergarten intensiv die Bedeutung der Wagner-Intentionen mit beeindruckendem Kenntnisreichtum! (frs)

Lesen Sie dazu den Kommentar von opernnetz-Herausgeber Franz R. Stuke hier.

Ein opernnetz-backstage aus dem Jahr 2008 mit Renate Doppler, der Intendantin der Festspiele in Wels, finden Sie hier.