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Fakten zur Aufführung 

FAUST
(Charles Gounod)
12. Dezember 2009
(Premiere: 20. November 2009, Maastricht)

Theater de Maaspoort Venlo
Opera Zuid


Points of Honor                      

Musik

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Mephisto!

Ein nachdenklicher, stimulierender Opernabend der Opera Zuid – eine intensive Auseinandersetzung mit mystischen Kräften und Religiosität - von Frank Van Laecke hinreißend in Szene gesetzt! Mephisto spielt mit Fausts unstillbarer Sucht nach Jugend und Liebe sowie Margaretes Religiosität – versteht die handelnden Personen als Metaphern spiritueller Verführung.

Van Laecke erfindet immer neue spannungsreiche Konstellationen, lässt den Chor kollektiv mit bizarren Gesten agieren, zusammenströmen, auseinander treiben, sich zu Gruppen absondern, als Individuen separieren – um sie dann wieder wie von höheren Mächten zusammen kommen zu lassen. Die Faust-Geschichte wird sinnlich-stringent erzählt, die Szenen greifen – bei allen Brüchen! - nahtlos ineinander, provozieren permanentes Mit-Erleben, faszinieren durch das permanent lastende Geheimnis der spirituellen Kräfte!

Paul Gallis baut eine magisch wirkende Bühne – von der engen Faust-Stube sich öffnend zu weiteren Szenen, dann – hinter transparenten Vorhängen – eine dritte Ebene: Margaretes Zimmer. Dieses faszinierende szenische Mittel der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts, sensibel emotionalisierend eingesetzt, schafft imaginative Räume und ist die Voraussetzung für das verführerische Spiel um die teuflische Verführung.

Das Limburgs Symfonie Orkest findet schon im Vorspiel zu einem bezwingend-differenzierten Klang, steigert sich unter dem kommunikativ dirigierenden Per-Otto Johansson zu schwelgender Musikalität – mit kollektiv perfektem Zusammenspiel, bewundernswertem Blech mit intensivierendem Leuchten auf einer nachgerade betörenden Streicher-Basis – und dies alles in sensibler Begleitung der Akteure auf der Bühne.

Der so erfahrene Harry Peeters spielt den Mephistopheles mit dämonisch-kommunikativer Attitüde, setzt seinen voluminösen Bariton äußerst sensibel ein, demonstriert seine Fähigkeit gebrochen-interpretierenden Singens! Stanley Jackson wächst in die Rolle des lebenshungrigen Faust, die Geschmeidigkeit seines Tenors steigert sich von Szene zu Szene, dramatische Spitzentöne wechseln ausdrucksstark über eine solide Mittellage zu konzentrierter Tiefe. Anja van Engeland gibt eine scheu-religiös bestimmte Marguerite, zunächst zurückhaltend in ihrer stimmlichen Demonstration, im Verlauf des Abends sich steigernd – eine Stimme von bezaubernder Klarheit, Glauben, Leiden, Verzweiflung und Hoffnung vermittelnd – tief beeindruckend in ihrer sensiblen Emotionalität! Willem de Vries verleiht dem Valentin mit hellem Bariton aggressiven Charakter, überzeugt mit konzentrierter Stimmgebung und vermittelt geradezu archaische Leidenschaft. Mit Karin Strobos als leidend-entsagendem Siebel und Christine Solhosse als kokette Schwertlein sowie dem kommentierenden Wagner von Marcel van Dieren bietet die Opera Zuid hoch kompetente SängerInnen auf, die auch ein größeren Häusern reüssieren können. Het Zuidelijk Theaterkoor ist choreografisch, gestisch und kollektiv-stimmlich hoch beeindruckend – trägt die emotionale Basis des spirituellen Geschehens mit konsequenter Intensität!

Nun ist das Theater de Maasport in Venlo kein „Opernhaus“, vielmehr ein stadthallen-ähnlicher Raum für kulturelle Angebote aller Art mit sieben Opern im Jahr, versammelt somit kein genre-kundiges Publikum. Doch nach lässigen Unbefangenheiten zu Anfang – da kommen Einige zu spät, da werden Plätze getauscht, da wird über Bühnen-Details getuschelt – verbreitet sich eine Atmosphäre gebannter Spannung. Am Ende Respekt vor der animierenden Kraft von Story, Szene, Musik und Gesang!

Franz R. Stuke

 









Fotos: Deen van Meer